Joh. Engling ( aus Publications de la section historique Nr. 19 )

Der sogenannte BURGKAP bei Consdorf

Einleitung - Beschreibung - Plan - Ursprung -
Bedeutung - Epoche - Schlussfolgerung

1. Auch bei der fleiszigsten Erforschung , welche die in unserm Lande zurückgelassenen Überbleibsel der Römer in der neuesten Zeit fanden , blieb dennoch , ich weisz nicht warum und trotzdem , dasz schon zu seiner Zeit Al. Wiltheim die Aufmerksamkeit darauf gelenkt hatte , eines derselben bisher beinahe ganz unbeachtet. Um so auffallender und denkwürdiger musz uns diese Thatsache vorkommen , als der von mir gemeinte Alterthumsrest offenbar zu den bedeutensten seiner Art aus derselben Epoche gehört , und tagtäglich von Hunderten gesehen und besprochen wird, die an ihm vorübergehen , ihn besichtigen und deuteln, und vergebens seinen Ursprung zu enträthseln suchen. Der sachkundige Leser spürt schon , dasz es sich um den sog. " Burgkap " bei Consdorf handelt. Wohl mehr noch, als die meisten anderen ebenbürtigen Geschichtsmonumente unseres Landstriches , verdient er, dasz wir ihn kurz beschreiben und seinem Ursprunge sowie seiner Bedeutung , soweit wir jetzt diesz noch vermögen , nachgehen. Wird der Zweck dieses Aufsatzes auch nur theilweise erreicht , so kann unsere Erörterung gleichwohl belohnend sein : sie kann ja ihrem Gegenstande eine gründlichere Untersuchung, als die bisherige , zuführen , eine eingehendere Abhandlung über ihn anbahnen und erleichtern, oder doch wenigstens veranlassen.

2. Ungefähr fünfzig Schritte südwestlich von Consdorf, an dem neuen Vicinalwege von hier nach Christnach und in der Nähe des neuen Leichenhofes, erhebt sich eine kleine sandige Anhöhe, von drei Seiten abschüssig, nach dem Mühlenbache hin etwas abgedacht und verengt, unten links und besonders rechts von Felsen und Waldung umsäumt, von demgenannten Bache, dem „Funeksbach“ und dem Consdorfer Born umflossen, durch drei Schluchten von der Umgebung abgesondert und nur auf der Ostseite, wo sie sich in Wiesen verläuft , mit der Hochebene des Dorfes zusammenhängend und gleicherhaben hinziehend.
Obwohl den Gebirgskamm und die Wasserscheide bildend , hat sie doch nur eine mittelmäszige Fernsicht , indem letztere durch hohes Gebüsch oder nahe Gebäulichkeiten beschränkt wird.

( Plan von Carlo Lemmer 1880 )
Plan von Burgkap Auf der östichen Seite dieser Anhöhe nun gewahrt man einen Erd- und Schutthaufen, welcher, trotz so vieler Abtragungen, Eingrabungen und Schmälerungen, die er in Laufe der Jahrhunderte erlitten , sich noch gegenwärtig in einer Länge von wenigstens 100 Meter, in einer Breite von 8- 10 Meter erstreckt und bis zu einer Höhe von 4 Meter emporsteigt. In der Richtung von Süden nach Norden laufend und von der südlichen Schlucht fast bis zur nördlichen reichend , schliesst die Fläche der hier natürlich gebildeten Erdzunge vom Dorfe ab und verkürzt sich nur etwas an ihrem Nordende , um dort einen Zugang zu ihr, zu gestatten. Eine auffallende Ähnlichkeit hat dieser Schutthaufen mit einer Feldschanze und erscheint als ein zu einer solchen absichtlich angelegtes Erdwerk. Nach einer Seite hin , wo er das Areal der. Anhöhe begränzt , verflacht er sich allmälig mit dem Boden , und bietet dorfwärts eine ziemlich schroffe Wand dar mit einer jetzt fast ganz verschütteten und parallel daran laufenden Vertiefung. Diese Vertiefung hatte ursprünglich wohl die Bestimmung, als Festungsgraben zu dienen und mag aus zwei rechtwinkelig aneinander stoszenden Böschungen bestanden haben. Schon öfter , wie leicht zu erkennen ist, wurde dieser Erddamm durchbrochen , theilweis untersucht und an seinem Südende sogar um zehn Meter abgekürzt. Der jetzige Eigenthümer, Hr. Schaack , betreibt dessen Ausgrabung , Ab- und Wegtragung eben so wenig als sein Vorgänger, hat aber schon mehreren Partikularen erlaubt , Nachgrabungen darin zu veranstallen. Die stattgehabten Nachgrabungen sollen auch nicht allzeit fruchtlos geblieben sein, sondern zuweilen goldene, silberne und kupferne Münzen nebst andern Gegenständen zu Tage gefördert haben (1). Dabei konnte man auch öfter, mehr als jetzt, Kalk, Mörtel, verbrannte Erde mit verbrannten Sandsteinen, auch einige seltenere gröszere Steine , sowie Ziegelreste gewahren. Schon seit mehr als 200 Jahren trägt dieser Erdwall den bedeutsamen Namen „ Burgkap „ oder Burgkopf, d. h. vornehmsten Theil einer Bergfestung. Mit demselben Namen bezeichnet man auch die ganze von dem Erdwall und den Schluchten eingeschlossene Flur oder Erdzunge , d. h. eine Hochebene von 29.250 Quadratmeter Flächeninhalt. Diesen Namen gab man ihr , entweder weil man früher „Burg“ für gleichbedeutend mit Berg nahm , oder auch , was wahrscheinlicher ist, weil man sich dort eine wirkliche Burg- oder Festungsspur dachte.

3. Dasz der „ Burgkap " ein Römerwerk ist, liegt am Tage sowohl durch seine Konstruktion als durch die in der Nähe geschehenen Funde. Der Mörtel, die Ziegelreste, die ganze Bauweise sind römisch. Ähnliche Erdwälle hatten die Römer auf Kasselt nächst Wallendorf , bei Reuland in der „Altburg“, oberhalb Grevenmacher, zu „Kastel“ bei Mondorf. Zu Al.Wiltheim's Zeit sah man unweit des Burgkap mehre Bausteine, Spuren eines Römerbaues und einen Sargstein mit der Inschrift :
ENIGNIVS SEGV(ndus)
ENIGNIO PRIMO ET
(s)IBI VIVVS FELI(t)
Aus der Flur des " Burgkap" scheinen auch die Grab- und anderen Römersteine herzustammen , welche damals die alte Pfarrkirche zu Consdorf einschlosz.Hinzu kommt , dasz am Burgkap , wie die Ortssage versichert, mehrmals Römermünzen gefunden wurden. Deren fand man auch noch im Jahre 1846 und sogar, wie das Gerücht geht , wieder goldene und silberne , die nach Trier wanderten. In demselben Jahre grub man auch daselbst aus dem Schotte einen groszen bleiernen Sarg welchen der unkluge Erwerber zu seinem Gebrauche verschmelzte. Dieser Sarg kann wohl an und für sich noch nicht beweisen , dasz der Burgkap römischen Ursprunges sei ; allein er beweiset auch nicht das Gegentheil , da bekanntlich die Römer auch noch nach der Leichenverbrennungsitte Bleisärge gebrauchten.
Auszerdem entdeckte man am obern Theile des Dorfes, in der Nähe des sog. «Wolfsborns » , mehre antike Steinrinnen , sowie an der sog. Weiszlei die Steinschrift MAT , welche MATRONlS zu lesen ist.
Endlich fand man auch vor vierzig Jahren schon in der jenseitigen Nähe des Dorfes, zwischen den Wegen nach Berdorf und Echternach, noch andere Römerspuren, nämlich auf den sog. „Wichtelcheshäusern“ weitläufige Bau- und Mauerreste, Nägel, Asche, Nehalennien ; noch im Jahre 1880 drei Römermünzen mit einem Modius und Ähren auf der Kehrseite; erst 1863 eine Kupfermünze von Constans mit der Überschrift : « Felix temporum reparatio » , welche Stücke Seminarist Thill dem luxemburger Alterthumsmuseum einverleibte und 1864 die Hälfte eines Kupferringes, Es läszt sich mithin , um nun unseres Schlieszens Ultimatum auszudrücken, nicht mehr bezweifeln, dasz der Burgkap den Römern sein Entstehen verdankt.

4. Aber, fragt es sich weiter, welche Bestimmung und Bedeutung hatte er anfangs ? Dasz er als Schutz- und Sicherheitsmittel dienen sollte, läszt sich durch seinen Namen schon und eine alte Ortssage und im Besonderen durch seine Form unwiderruflich bekunden.
Das Wort Burg bezeichnet ja überhaupt eine Bergfestung, wie z. B. auch in der Benennung „Altburg“, welche dem Reste einer Römerfestung bei Reuland in der Nähe der Schwarz-Ernz gegeben wird. Der Beisatz „Kap“ oder Kopf will nur sagen, dasz es nicht mehr die ganze Festung ist, sondern nur ein Haupt- oder oberster Theil derselben.
Dieser Burgkap, sagen noch alle bejahrten Consdorfer, war einst ein Zubehör und gleichsam eine Vorhut von Häringen, mit welchem sie damals unterirdisch kommunizirte, und mithin aus kriegerischer Absicht errichtet. Weil ihr Charakter, wie der letztgenannten Burg, kriegerisch war, so wurde sie auch mit dieser, erzählen sie weiter, in ein und dasselbe Schicksal verflochten und muszte zuletzt auch , wieder wie diese, um dieselbe Mitternachtsstunde auf Geheisz eines herangerückten Kriegers sich der Flammen überliefern lassen.Diese Sage, ein Widerschein und Nachhall der Zerstörung des Felser und Müllerlhaler Schlosses durch General v. Boufflers, beweist, dasz der ursprüngliche Zweck des « Burgkap » schon längst kein volles Geheimnisz mehr für die Umgegend war.Doch folgt hieraus noch nicht sogleich, dasz ein Schutthaufen wie der « Burgkap ein eigentliches Kastell müsse gewesen sein ; wir vermuthen vielmehr, dasz er, sowie er auf den ersten Anblick für ein Festungswerk gehalten wird , so auch nur als Wall oder Schanze zu betrachten ist. Als bloszes Kastell hätte er Bau- und Hausteine und keine so betrachtliche Länge, d. h. von mehr als 100 Meter, erhalten. Wendet man ein, dasz calcinirte Steine herausgepflügt worden sind , so läszt sich antworten , dasz diese jedoch klein waren und auch vom Eingange des Thores oder von einem Thurme oder einer Warte herkommen konnten.So ein Wall oder so eine Schanze war keine Seltenheit im Kaiserreich der Römer.
Als Feslungswall oder Römerschanze aufgefaszt, erklärt sich schon der « Burgkap » und seine besondere Form. Auf der Auszenseite bildete er eine steile, vielleicht gemauerte Wand, umgeben von einem gleichlaufenden Graben. Hieraus erhellet, dasz er nicht sowohl die Ebene zum Dorfe hin , als vielmehr die zur Waldseite , beschützen sollte. Diese letztere ist eine Flur und als Flächenraum wohl zureichend , mehr, als eine Legion Truppen aufzunehmen. Am obern Ende war sie abgesondert vom Gebirgskamme durch den eben beschriebenen Wall und von den drei anderen Seiten her durch Schluchten : den Hohlweg nach Breitweiler, das "Müllerlhal" und den " Budler" , durch Waldung und hohe Felsen. Die Schluchten konnten auszerdem , die mittlere ganz und die seitwärtigen theilweis , unter Wasser gesetzt werden. Von drei Seiten her war mithin dieser Platz von Natur befestigt , derart , dasz ein bloszer Verhau von Bäumen ihn unzugänglich machte ; und auf der vierten Seite starrte ein hoher Damm dem Feinde entgegen. Auch scheint der so umgebene zungförmige Raum wirklich von Römersoldaten in Beschlag genommen worden zu sein. Denn Römermünzen oder Heidenköpfe wurden auch schon in der waldligen Umsäumung , nämlich von den Baumstöckausmachern , aufgehoben.
Diesemnach glauben wir uns keineswegs zu irren , wenn wir den Schuttdamm des Burggkap" erklären für den Rest eines früher mit einem Graben umgebenen und einen Lagerplatz beherrschenden Römerwalles. Hier war ja Alles zur Hand , was zur Sicherstellung eines solchen Platzes vom Dichter Claudian gefordert wird (1 ) : Wall , Fels , Wasser , Wald.
„ Rupes .... patiens longo munimine cingi :
Effugite exiguo nocturna pericula vallo
Exstruite immanes scopulos, attollite turres,
Cingite vos fluviis, vastas opponite silvas ...“
Was diese Römerschanze für eine Bedeutung hatte , läszt sich aus deren geographischer Lage erschliessen. Sie befand sich auf der Anhöhe eines Kammes und an einem vor ihr schon erbauten Römerweg , welcher sich hier, von Alttrier kommend , zweiseitig verzweigte, und zwar einerseits nach Bollendorf und andrerseits nach Echternach hin. Zur Zeit der Römer hatten Bollendorf und Echternach Sauerbrücken, über welche Rörnerwege führten. Diese Wege , wovon der eine Spuren zwischen Berdorf und Bollendorf und der andere zwischen Echternach und Irel zurückliesz , liefen zu Consdorf ineinander , bildeten dort einen Winkel (Kuns) oder Zusammenlauf (Coeuns), welcher dem Orte und dem darnächst untergegangenen " Consbrück "; (auf der Flur " Brücken "; ?) ihren Namen gab , und konnten dadurch die Gefahr der Überrunpelung, die bereits an diesem Punkte bestand , nur vermehren. Hatte vielleicht auch der von Echternach kommende Weg, wie sich vermuthen läszt, eine Verlängerung nach Breitweiler hin, indem er sich zu Consdorf mit dem Alltrier-Bollendorfer Weg kreutzte, dann war diese Gefahr, noch gröszer. Um dieser Gefahr, zuvorzukommen , d. h, um sich zu schützen wider die feindlichen Anfälle von der Sauerseite her , warfen die Römer an Ort und Stelle eine Verschanzung auf, hinter welcher sie sich bei Tag und bei Nacht festhalten und den Engpasz der Hochebene vertheidigen konnten, Diese Verschanzung war, wie Hr. Namur von Echternach schreibt, ein , wahrer strategischer Punkt ; sie war für die Römer ein notwendiges Bollwerk, falls sie sowohl ihre eigenen Übergänge über die Sauer decken , als auch die des Feindes Überwachen, vereiteln oder verhindern wollten. Mit dem " Kasselt" bei Wallendorf , dem Observationsposten zwischen Weilerbach und Echternach , dem Standlager zu Alttrier, der „Altburg" , der Station oberhalb Grevenmacher , dem Lager zu Dalheirn und dem Kastell bei Mondorf bildeten sie wie einen Kranz aneinander greifender Festungen, durch welche allein es möglich ward , sich auf die Dauer im Besitze der Mosel- und Sauerufer zu behaupten und dem feindlichen Andrange die Spitze zu bieten.

5. So gewisz diese Bedeutung des Burgkap , so ungewisz ist für uns die Epoche seiner Entstehung und seine Dauer. In der Geschichte unseres Landes zur Römerzeit finden wir zwar Veranlassungen genug , welche den Bau einer solchen Festung hätten hervorrufen können , aber keine Namen , an die er sich mit voller Zuverlässigkeit knüpfen liesze. Diejenigen Kaiser, welche wir am längsten , arn kräftigsten und unserm Lande am nächsten mit den deutschen Völkerschaften kämpfen und ähnliche Werke , wie das des Burgkap , errichten sehen, waren Drusus, Gallienus, Probus und Valentinian I .Nur zwischen ihnen, dünkt mir, ist uns die Wahl ührig gelassen.
Was zunächst Drusus betrifft, so liesz dieser bekanntlich zwar von Aliso bis an den Rhein einen Erdwall aufwerfen und am linken Ufer dieses Flusses über fünfzig Kastelle erbauen ;allein diesz that er zu schnell , zu früh und auch zu fern von unserer Gränze , als dasz wir ihm deshalb auch die Anlegung des Burgkap zuschreiben sollten.
Eine andere Bewandtnisz hat es mit Gallienus, der häufig als der Erbauer mehrer Kastelle, auch desjenigen , aus welchem unsere alte Lucelinburhut hervorging , angesehen wird. Dennoch war auch dieser Kaiser an und für sich nicht allein zu sorglos, sondern auch durch seine zahlreichen Mitregenten zu beschränkt und durch die kurze Dauer seiner Herrschaft zu unmächtig, als dasz wir annehmen könnten; er habe Werke, wie die Kastelle und den Burgkapp unternehmen und vollenden wollen. Dann war aber zugleich auch seine Regierungszeit eine Epoche unaufhörlicher Niederlagen und Miszgeschicke, der Bedrängnisz, der Angst und der Verwirrung. Aus zerstreuten und nicht wiedergefundenen Münzen und verscharrten und aufgegebenen Geldschätzen glaub ichschlagend nachgewiesen zu haben, dasz hierlands unter den sog. Dreiszig Tyrannen die Römer neun Jahre lang zu keiner Ruhe gelangten,sondern beständig von Barbaren flohen und nur auf kurze Zeit jedesmal zu den von ihnen verlassenen Aufenthaltsorten zurückkehren konnten. Erst nach Hinrichtung des Chrokus vermochten die Römer sich einigermaszen zu erheben und Kräfte zu Kriegsbauten, wie der hier in Rede stehenden, zu gewinnen.
Man könnte jetzt an Probus ( 276-282 ) als den eigentlichen Erbauer des Burgkapp denken. Allein dazu war wohl seine Regierungszeit zu kurz und sein Auftreten gegen die Völker Germaniens zu siegreich. Auszerdem hatte er auch zugleich mit den Persern zu thun.
Hieraus und aus Obigem schlieszen wir, dasz der Burgkap erst später entstand. Ist unsere Vermuthung nicht unrichtig, so hatte diese Feldschanze keinen andern Erbauer als Valentinian I., welcher hundert Jahre nach Gallienus ans Ruder kam.Dieser Kaiser, sagt die Geschichte, bekriegte mit Glück die Barbaren, drängte die Germanen und Quaden über den Rhein zurück und liesz, um vor ihren Einfällen die Gränzen Galliens zu sichern, an verschiedenen Orten die alten Festungen erneuern und neue gründen. „ Comme les barbares repoussés d’ abord par Julien , sagt Hr. J. Bach, commençaient ä reapparaitre et menaçaient de ravager les Gaulles, Valentinian fit construire, le long du Rhin, de la Moselle et de la Meuse, un grand nombre de forts ou camps retranchés qui pouvaient facilement communiquer les uns avec les autres ( et faire l’ office de vigies). Sicherte Valentinian durch Errichtung von Schanzen die Ufer der Mosel und der Maas, dann konnte er es an solchem Mittel gewisz auch nicht fehlen lassen im Zwischengebiete, und besonders an den Hauptwegen und Brücken, die allein dem Feinde das Land zugänglich machten.
Auszer diesem allgemeinen Grunde haben wir auch noch einen ganz besondern, den letztgenannten Kaiser für den Urheber des Burgkap zu halten. Es ist dieser : dasz 1823 ein Halbstündchen westlich von hier, nämlich im Müllerthal, fünfzehn bis achtzehn Römersärge mit Münzen von Valens und Valentinian ausgegraben wurden. ( Pub 3 . S.182 ) Dieses Begräbnisz, welches sich dem Cippus eines vornehmen Gallionius anreihte, konnte auf keinen Fall vor, sondern nur während oder nach der Regierung Valentinians entstehen. Es ist dasselbe mithin ein klarer Beweis, dasz um jene Zeit die Römertruppen sich zahlreich in der Nähe von Consdorf aufhielten und deshalb um so leichter einen Wall , wie den Burgkap aufführen konnten.
Gemäsz dieser Erklärung war der Burgkap ein Bollwerk Valentinians I. gegen die Germanen, welches wahrscheinlich gegen 370 und jedenfalls vor 375, dem Todesjahre dieses Kriegers, entstand. Wie lange gerade sich dasselbe ganz und unversehrt inseiner ursprünglichen Gestalt erhalten habe, ist uns zwar unbewuszt ; aber wahrscheinlich länger konnte es nicht geschehen, als bis zum Einbruche der Vandalen und Sueven, der Hunnen und Franken. Dasz es erst unter den Alles verheerenden Streichen Attilas zerstört worden sei, darauf scheint die Weise der Zerstörung selbst hinzudeuten. In den bislang erhaltenen Trümmern fand man öfter stark angebrannte Steinreste.

6. Indem wir mit dieser Bemerkung unsere Erörterung schlieszen, dürfen wir unterstellen, dasz Jeder, welcher unsere darin vorgetragene Ansicht über die Entstehung und Bedeutung des Burgkap theilt, auch theilen werde unsere Bewunderung darüber, dasz unsere sämmtlichen Geschichtsschreiber und Geographen, die neuesten wie die ältesten, wenn man den einzigen Al. Wiltheim ausnimmt, eines solchen Werkes auch nicht mit Einem Worte gedenken. Sie führen an, und zwar mit Recht, beschreiben und zeichnen auf ihren Karten unsere römischen Heerwege, bestimmen deren Lauf und Strecke, lassen aber dabei den Burgkap, dessen mächtiger Damm jeden alten Straszendamm durch seine Breite und Höhe überragt, vollkommen unerwähnt. Möge es vorstehendem Aufsatze zu Gute gerechnet werden, dasz er die aus solcher Unerwähntlassung entstandene Lücke einwenig zu verbüszen sucht !

Marienhof, 1. Mai 1864

Anmerkungen

1. Da obiges Dokument durch sein Alter selbst schon geschichtlichen Wert aufzeigt, wurde es in Originalrechtschreibweise belassen.
2. Vom beschriebenen Schutzwall bleibt heute nichts mehr übrig. Was bleibt ist eine etwa 5 Meter lange, 2 Meter hohe Erdanhäufung in der sich der frühere Schutzwall vermuten lässt..
3. Am besagten Ort befindet sich heute ein Campingplatz, ein Fussballfeld, und ein Kinderspielplatz. Einzig die Felsformationen der Anhöhe lassen noch klar erkennen, daß der Burgkap in der Tat ein idealer Ort für eine römische Feldschanze ergeben hat..
4. Bei der nach drei Seiten hin schwer zugänglichen Hochebene, scheint es mir logisch, daß der Burgkap zu allen Zeiten ein bevorzugter Ort für eine Fliehburg, oder vielleicht besser, einem befestigten Dorfe, dargeboten hat. Damit könnte man die Vermutung aufnehmen, daß die von Prof. Joh. Engling beschriebene römische Feldschanze in eine ältere, vorrömische Anlage, neu eingebaut wurde..
Consdorf 1.1.1998.

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